Paruresis überwinden
Paruresis, auch bekannt als schüchterne Blase oder Shy Bladder Syndrom, bezeichnet eine wenig bekannte, aber weitverbreitete Form einer sozialen Angststörung. Erfahre, was Paruresis ist und wie ich dich als Coach für Autogenes Training* dabei unterstützen kann, diese zu überwinden. Vor Ort in Luzern (CH) und Online über Videocall.
* Das Autogene Training wird von vielen Zusatzversicherer in der Schweiz anerkannt. Frage bei deiner Krankenkasse nach, ob sie sich an den Kosten beteiligen.
Was ist Paruresis?
Stell dir vor, du befindest dich in einer Situation, die für die meisten Menschen ganz alltäglich ist – der Besuch einer öffentlichen Toilette. Für Personen mit Paruresis, auch bekannt als scheue Blase, wird dieser alltägliche Moment jedoch zu einer enormen psychischen Herausforderung. Die Angst vor dem Urinieren in öffentlichen oder halböffentlichen Toiletten führt zu einer Spirale aus Stress und Angst. Doch was geht in den Köpfen der Betroffenen vor wenn sie mit dieser Situation konfrontiert werden?
Ein Wirbel aus Gedanken und Gefühlen
Wenn sich jemand mit Paruresis einer öffentlichen Toilette nähert, beginnt ein innerer Monolog, der von Angst und Selbstzweifel geprägt ist. „Kann ich diesmal urinieren? Was, wenn jemand hereinkommt? Sie werden merken, dass ich nicht urinieren kann. Ich muss mich beeilen.“ Diese Gedanken sind oft begleitet von einer intensiven körperlichen Reaktion – das Herz schlägt schneller, die Muskeln verkrampfen, und der Körper geht in einen Zustand hoher Alarmbereitschaft.
Die Angst vor dem Urinieren in Gegenwart anderer führt zu einem Gefühl der Scham und der Verlegenheit. Viele befürchten, beurteilt oder verspottet zu werden, wenn sie nicht in der Lage sind, zu urinieren. „Was werden die anderen denken? Dass etwas mit mir nicht stimmt?“ Diese Sorgen verstärken das Gefühl der Isolation, da Betroffene oft glauben, sie seien die einzigen, die mit dieser Herausforderung zu kämpfen haben.
Paruresis betrifft Frauen und Männer
Für viele Männer konzentriert sich die Herausforderung mehrheitlich auf Situationen am Pissoir. Doch nicht nur sie sind betroffen: Frauen und auch einige Männer erleben ähnliche Schwierigkeiten, wenn es um die Benutzung der WC-Kabine geht. Die Angst und Unsicherheit macht keinen Unterschied zwischen Geschlechtern; sie kann jeden betreffen.
Wenn die Privatsphäre einer Toilettenkabine keine Linderung bringt, so sehen sich diese Personen gezwungen, stets in der Nähe ihres Zuhauses zu bleiben, und treffen sogar ihre Wahl des Arbeitsortes mit dieser Einschränkung im Hinterkopf. Einige greifen sogar zu Massnahmen wie dem Legen eines Katheters, um ihren Alltag bewältigen zu können. Solche Anpassungen können tiefgreifende Auswirkungen auf die Lebensführung haben und die persönliche Freiheit einschränken.
Paruresis – Eine soziale Angststörung die Schmerzen verursachen kann
Anders als bei anderen Angststörungen, wie der Angst vor dem Fliegen oder der Nervosität bei öffentlichen Präsentationen, kann Paruresis zu direkten körperlichen Beschwerden führen.
Die Signale einer vollen Blase, die darauf hinweisen, dass eine Entleerung notwendig ist, werden vom Geist sabotiert, welcher in Stresssituationen den Blasenschliessmuskel partout nicht entspannen lassen will.
Darüber hinaus kann Paruresis zu weiterführenden gesundheitlichen Problemen wie Harnwegsinfektionen und Inkontinenz führen.(Quelle: https://my.clevelandclinic.org/health/diseases/22208-shy-bladder-syndrome-paruresis).
Du stehst nicht alleine da
Oft ist Paruresis von Scham umgeben und findet selten Einzug in Gespräche. Zahlreiche meiner Klienten haben lange geglaubt, sie seien mit diesem Problem alleine. Jedoch belegen Statistiken das Gegenteil: Je nach Quelle wird geschätzt, dass 5-20% der Bevölkerung davon betroffen ist.
Gründe für Schwierigkeiten beim Urinieren
Medizinische Gründe
Es ist wichtig, Paruresis medizinisch untersuchen zu lassen, um körperliche Ursachen ausschliessen zu können. Sollte der Urologe keine Auffälligkeiten feststellen, kann sich der Blick auf psychische Aspekte richten. Als Coach für Autogenes Training möchte ich darauf hinweisen, dass meine Unterstützung nicht die Konsultation eines Arztes ersetzt.
Psychische Gründe
Unser Geist reagiert auf wahrgenommene Gefahren mit der Aussendung von Stresssignalen, was eine Aktivierung des Sympathikus im autonomen Nervensystem zur Folge hat. Dies führt unter anderem zu einer Erhöhung von Herzschlag und Blutdruck, einer Erweiterung der Pupillen, einer Beschleunigung der Atmung und einer Anspannung der Muskeln – einschliesslich des Blasenschliessmuskels. Der Körper bereitet sich auf Kampf oder Flucht vor, was das Urinieren erschwert oder gar verunmöglicht.
Allenfalls hast du dich bereits intensiv mit Paruresis auseinandergesetzt und es gibt für dich keinen logischen Grund warum du nicht stressfrei urinieren können sollst. Ein Blick in unser Geist kann Aufschluss geben, warum es dennoch nicht klappt.
Das Bewusstsein
Das Bewusstsein welches unter anderem für logisches Denken und Willenskraft verantwortlich ist, bildet nur einen kleinen Teil unserer Persönlichkeit – in Zahlen ausgedrückt zu etwa 5%. Du kannst dir somit aus dem logischen Verstand heraus dessen bewusst sein, dass das Urinieren keine Gefahr darstellt und dennoch kann es zu Blockaden kommen. Der Grund für die Blockade liegt im Unterbewusstsein…
Das Unterbewusstsein
Unser Unterbewusstsein beherbergt rund 95 Prozent unserer Persönlichkeit und ist zuständig für Aspekte wie Selbstschutz, Emotionen und Gewohnheiten. Es fungiert ähnlich einer umfangreichen Speicherplatte, auf der all unsere Erfahrungen abgespeichert sind. Logisches Denken und Vernunft finden hier jedoch keinen Anklang.
In diesem Bereich sind auch unsere Ängste verankert, von denen viele lebenserhaltend wirken und uns schützen. Einige können jedoch übermässig stark ausgeprägt sein. Diese Ängste entstehen oft in unserer frühesten Kindheit, indem wir bestimmte Denkweisen und Verhaltensmuster von anderen übernehmen, die dann Teil unserer persönlichen Realität werden.
Auch können schon in jungen Jahren Erlebnisse mit emotionalen Verbindungen zur Paruresis entstanden sein, selbst wenn du damals noch keine Symptome gezeigt hast. Betrachte zum Beispiel den familiären Hintergrund: Gibt es Familienmitglieder, die ebenfalls unter Paruresis leiden oder litten?
Welche Gedanken und Gefühle begleiten dich beim Gang zur Toilette? Welche körperlichen Anzeichen von Stress kannst du feststellen? Hast du einmal bewusst auf deine Atmung geachtet?
Nicht selten beeinflussen bei Paruresis zudem auch hinderliche Überzeugungen, wie:
- Sei schnell
- Bleib leise
- Fall nicht auf
Erkennst du bei dir selbst solche Glaubenssätze zum Thema Paruresis, oder gibt es weitere, welche im Coaching berücksichtigt werden sollten?
Das Ziel: Paruresis überwinden und unbeschwert urinieren
Das Benutzen öffentlicher Toiletten sollte für dich zu dem werden, was es tatsächlich ist: eine vollkommen natürliche Handlung. Ziel ist es, dass du in der Lage bist, zukünftig mit Gelassenheit und Selbstvertrauen, öffentliche Toiletten neben anderen Nutzern aufzusuchen.
Die Wahrheit ist, dass es anderen Menschen gleichgültig ist, ob und wann der Urinfluss bei dir einsetzt, und genau dieses Gefühl solltest du auch für dich verinnerlichen können – sowohl körperlich als auch mental.
Geräusche aus der Umgebung sollen ebenfalls keine Rolle mehr spielen. Insbesondere falls du die Quelle des Geräusches bist und es während dem Urinieren plätschert. Bedenke: Die anderen tun es ebenfalls.
Eine gewisse Scham rund um die Toilettennutzung ist kulturell ebenfalls tief verwurzelt , aber es bleibt dabei: Es handelt sich um einen der natürlichsten Vorgänge überhaupt.
Bei der Nutzung von Pissoirs, wo man oft eng beieinandersteht und es je nach Andrang hektisch zu und hergehen kann, sollst du in Zukunft auch dort deine innere Ruhe bewahren können, deinen Platz beanspruchen und dich nicht vom Geschehen um dich herum beeinflussen lassen.
Der Manneken Pis dient als ein hervorragendes Symbol: Er vermag es, ungehindert zu urinieren, selbst wenn Menschenmassen ihn umgeben, ihn anstarren und sogar Fotos von ihm machen.
Paruresis mit Autogenem Training bewältigen
Wie kannst du nun die Paruresis überwinden? Dein logisches Bewusstsein weiss bereits, dass es keinen triftigen Grund gibt, der das Urinieren auf der Toilette verhindern sollte. Doch die Lösung eines Problems auf rein logischer Ebene kann sich als langwierig erweisen, da dabei die Emotionen und Gewohnheiten oft nicht genügend berücksichtigt werden.
Daher rückt das Unterbewusstsein in den Fokus. Diesem muss vermittelt werden, dass der Gang auf eine öffentliche Toilette keine Gefahr darstellt. Das Unterbewusstsein hält jedoch an seinen Gewohnheiten fest und ist überzeugt, dass diese für das Überleben wichtig sind – eine Ansicht, die aus logischer Perspektive keinen Sinn ergibt.
Um zu verhindern, dass jede beliebige Idee Eingang in das Unterbewusstsein findet, hat sich das Unterbewusstsein einen Schutzmechanismus in Form eines „Wächters“ geschaffen. Dieser filtert die Informationen, die vom Bewusstsein an das Unterbewusstsein weitergegeben werden, basierend darauf, ob sie dem Unterbewusstsein nützlich sind oder nicht. Durch den entspannten Zustand während des Autogenen Trainings kann dieser Wächter jedoch umgangen werden, sodass ein direkter Zugriff auf das Unterbewusstsein möglich wird. Im Folgenden erfährst du mehr über das Autogene Training.